Roadtrip durch Norwegen

von | Jan. 27, 2016 | Allgemein

Ein langersehnter Traum wurde im Sommer 2015 wahr. Es ging mit dem Defender inklusive Dachzelt auf einen zweiwöchigen Roadtrip durch Norwegen – dem Land der Fjorde und Fjells, der Lachse und Mittsommernächte. Norwegen stand schon lange auf meiner Reisewunschliste ganz oben. Ursprünglich sollte es weit nach Norden gehen, immer entlang der Küste, bis zur wohl bekanntesten Inselgruppe, den Lofoten. Von Oslo sind das rund 1.400 Kilometer und laut Google Maps in 20 Stunden zu schaffen. Natürlich war es nicht der Plan in einem Stück durchzufahren, sondern von Anfang an war klar, dass der Weg das Ziel ist. Es sollte sich herausstellen, dass diese Einstellung einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Reise haben sollte…

Tag 1 – Anreise: Mit der Fähre von Kiel nach Oslo

Nach wochenlanger Reiseplanung ging es am 22. Juli 2015 bei schönstem Sommerwetter an Bord der Fähre, die uns in rund 20 Stunden von Kiel nach Oslo bringen soll.

Warten auf die Verladung

An Bord haben wir zuerst unsere Kabine bezogen und dann vom Deck aus das Ablegemanöver und das Auslaufen beobachtet.

Ein Platz an der Sonne mit Blick über die Kieler Förde

Es war herrlich sich an Deck stundenlang den Wind um die Nase wehen und die Seele baumeln zu lassen, zu lesen und zu fotografieren. Entspannung pur schon bei der Anreise.

Ein Highlight war das Passieren der 7.845 Meter langen Öresundbrücke, die Kopenhagen und Malmö verbindet und laut Wikipedia die längste Schrägseilbrücke der Welt ist.

Öresundbrücke

Tag 2 – Von Oslo an den Tyin

Nach einer ruhigen Nacht in einer komfortablen Kabine und einem ausgiebigem Frühstück, laufen wir am Morgen des darauf folgenden Tages in den Hafen von Oslo ein. Inzwischen ist es deutlicher kälter als noch am Tag zuvor in Deutschland, und die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes.

Einfahrt in den Hafen von Oslo

Für die geplante Route, und unser erstes Ziel Otta, ist für die kommenden Tage Dauerregen vorhergesagt. Also entscheiden wir uns kurzerhand die Reiseroute zu ändern und flexibel auf die Wetterbedingungen zu reagieren. Gott sei Dank gibt es Wetter-Apps und eine Datenflatrate.

Von Oslo geht es auf der E16 Richtung Nordosten vorbei an Hønefoss, entlang des Sperillenund des Flusses Begna an den See Tyin in der Komune Vang. Die Landschaft ist atemberaubend schön, die Luft klar und kühl. Der Wind treibt Wolken über den Himmel doch Regenschauer bleiben uns erspart.

Blick Richtung Norden über den See Tyin, im Hintergrund das Jotunheimen Gebirge

Inzwischen sind wir seit 4 Stunden unterwegs und haben 270 km zurückgelegt. Die Straßen in Norwegen sind meistens nur zweispurig und wesentlich schmaler als in Deutschland. Die Richtgeschwindigkeit beträgt 80km/h, die aber häufig (auch von Einheimischen) unterschritten wird. Wer schon einmal Defender gefahren ist, der weiß, dass zügige Überholmanöver schlichtweg nicht möglich sind.

Wegen der Schönheit der Landschaft, beschließen wir die Nacht am Tyin zu verbringen. Da die Temperaturen tagsüber im einstelligen Bereich liegen und nachts auf den Gefrierpunkt fallen, entscheiden wir uns gegen das Dachzelt und für eine Hütte.

Hütte am Tyin

Tag 3 – Vom Tyin nach Sogndal

Am 3. Tag unserer Reise geht es auf der E53 Richtung Osten, da die Wettervorhersage für die Region Geiranger – eines unserer ursprünglichen Ziele – einfach zu schlecht ist. Wir fahren vorbei an Øvre Årdal, entlang des Binnensees Årdalsvatnet, nach Årdalstangen. Von dort geht es entlang des Sognefjords, Europas längstem und tiefsten Fjord, zur Fähre von Fodnes nach Mannheller. Von Mannheller geht es weiter über Kaupanger auf der 5 Richtung Sogndal.

Kurz vor Sogndal entdecken wir einen Campingplatz, der etwas abseits der Straße und direkt am Sognefjord liegt. Der perfekte Ort zum Übernachten, Angeln und Ausspannen.

Blick auf den Sognefjord vom Campingplatz in Kjørnes

Tag 4 – Von Sogndal nach Gudvangen

Fahrt von Kjørnes nach Kaupanger und mit der Fähre von Mannheller nach Fodnes. Anschließend auf der 5 nach Lærdalsøyri. Weiter auf dem Aurlandsvegen (Fv243) über das Fjell nach Aurlandsvangen und von dort nach Gudvangen.

Die Fahrt über das Fjell, ist auf jeden Fall dem längsten Tunnel Europas vorzuziehen, und es bieten sich jede Menge Gelegenheiten zum Fotografieren und Wandern. Darüber hinaus ist es eine der schönsten Strecken, die wir während unserer Tour durch Norwegen gefahren sind.  Steil und kurvig geht es vom Meeresniveau auf eine Höhe von 1.309m. Nichts für Leute mit schwachen Nerven und großen Autos, denn die Straße ist super schmal. An der einen Seite der Berg an der anderen geht es zum Teil extrem steil und tief abwärts. Wer Kurvenfahrten liebt und nicht auf Beifahrer Rücksicht nehmen muss, denen übel wird, der kommt hier voll auf seine Kosten.

Übernachtet haben wir am Nærøyford zwischen Gudvangen und Dyrdal. Hier sichert frühes Kommen einen der wenigen Plätze, die zum Parken und Wildcampen zur Verfügung stehen. Die Nutzung des Jedermannsrechts ist nicht immer so ohne Weiteres möglich, da es häufig nur sehr wenige geeignete Plätze gibt – zumindest in der Region, in der wir unterwegs waren.

61°00’23.5″N 7°19’40.1″E Weg von Aurlandsvangen über das Fjell nach Lærdalsøyri

Børgavegen – Fahrt über das Fjell

Übernachtung und Abendessen am Nærøyfjord

Tag 5 – Fahrt mit der Flambahn und Fährfahrt zurück nach Kaupanger

Nach einer regenreichen Nacht geht es an einem neblig-kalten Morgen zurück nach Gudvangen, wo wir uns erstmal mit einem heißen Kaffee und einem ordentlichen Frühstück am Hafen stärken.

Straße entlang des Nærøyfjord Richtung Gudvangen

Anschließend fahren wir durch den Gudvangentunnel nach Flam, um mit der berühmten Flambahn nach Myrdal zu fahren. Die Bahn stoppt während ihrer einstündigen Fahrt am Wasserfall Kjosfossen. Obwohl die Fahrt in allen Reiseführern als ein Highlight angepriesen wird, kann man sie sich sparen. Es sei denn man sitzt gerne mit vielen Leuten in einem Zug und steht auf touristische Inszenierungen der nordischen Mythologie.

Von Flam geht es zurück nach Gudvangen und am frühen Abend mit der Fähre zurück nach Kaupanger. Die 2,5 stündige Fahrt führt uns vom Nærøyfjord, durch den Aurlandfjord und den Sognefjord und ist ein absoluter Höhepunkt der gesamten Reise. Während der Saison ist es ratsam, das Ticket im Voraus zu buchen. Vor allem dann, wenn man vorhat, abends mit der letzten Fähre zu fahren. Auch nicht ganz unwichtig ist genügend Bodenfreiheit beim KFZ, denn eine Familie mit Wohnmobil musste unverrichteter Dinge zurückbleiben, nachdem diverse Auffahrversuche auf die Fähre fehlschlugen.

Auf der Fähre von Gudvangen nach Kaupanger

Da uns der Campingplatz in Kjørnes und seine Lage am Sognefjord so gut gefallen hat, entscheiden wir uns eine weitere Nacht dort zu verbringen.

Sonnenuntergang am Sognefjord. Kjørnes Camping.

Tag 6 – Ausflug zur Stabkirche Urnes

Am nächsten Tag ist strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Grund genug einen weiteren Tag in der Region zu verbringen. Eine gute Gelegenheit also, die Stabkirche Urnes zu besichtigen, die als eine der ältesten der Welt gilt und seit 1979 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Der geschichtsträchtige Ort strahlt eine Ruhe und Kraft aus, der man sich nicht entziehen kann.

Stabkirche Urnes

Tag 7, 8, 9 – Jostedalsbreen & Lustrafjord

Heute geht es weiter zum Jostedalsbreen, Europas größtem Festlandsgletscher. Geplant ist eine Gletscherwanderung. Leider sind wir zu spät, um noch an einer geführten Tour auf dem Eis teilzunehmen, so dass es bei einer Wanderung bis an den Fuß des Gletschers bleibt.

Am Fuße des Jostedalsbreen

Am Tag darauf ist für den Nachmittag Regen angesagt, so dass wir uns gegen eine Gletscherwanderung entscheiden und stattdessen ein Boot leihen, um auf dem Lustrafjord angeln zu gehen. Trotz jahrzehntelanger Erfahrung als Petrijünger reicht es gerade mal, um eine viel zu kleine Forelle zu fangen. Zum Trost versichert uns der Vermieter des Motorbootes, dass der Fjord seit Jahren so gut wie leer zu sein scheint, und er selbst nur noch im Meer angelt. Jetzt ist mir auch klar geworden, warum man im Fjord umsonst und im Meer nur gegen Entgelt fischen darf. Und da geht er dahin, der Traum vom Lachsangeln an den norwegischen Gestaden.

Am 9. Tag unserer Reise nehmen wir einen erneuten Anlauf und erreichen dieses Mal pünktlich den Ausgangspunkt, um an einer Gletschertour teilzunehmen. Das Wetter ist herrlich und die Landschaft wieder einmal atemberaubend.

Gletscherwanderung auf dem Jostedalsbreen

Unser Basislager der letzten 3 Tage war der Campingplatz Viki Fjordcamping, der ein paar Kilometer westlich von Gaupne an der 55 direkt am Fjord liegt. Da wir uns spontan entschieden 3 Nächte zu bleiben, das Wetter nicht unbedingt zum Schlafen im Dachzelt einlud, und wir nicht im Voraus gebucht hatten, kamen wir in den Genuss 3 verschiedene Hütten auszuprobieren. Wer es komfortabel mag, dem seien die neuen Hütten (besonders Nr. 1 & 2) empfohlen. Aber auch die günstige 1-Zimmer Variante hat durchaus ihren Charme. Der Vermieter spricht im Übrigen perfekt Deutsch und war herrlich tiefenentspannt, wie eigentlich fast alle Norweger. Selbst die Touristen ließen sich von dieser Gelassenheit anstecken.

Tag 10 – Von Gaupne nach Røldal

Da sich der Regen zunehmend ausbreitete, und es lediglich noch an der Küste im Süden einigermaßen trocken sein sollte, beschlossen wir unsere Reise dorthin fortzusetzen. Wir fuhren auf der 55 von Gaupne nach Hella. Von dort mit der Fähre nach Vangsnes und folgten dann der E13 und später der E134 entlang den Ausläufern des Hardangervidda Nationalparks. Nach 300 km und 6 Stunden Fahrt bei mehr oder weniger strömendem Regen, entschlossen wir uns die Nacht in Røldal zu verbingen.

Tag 11 – Von Røldal nach Homme

Nach dem Frühstück ging es weiter auf der E134 Richtung Osten und dann auf der E9 Richtung Süden. Ca. 10 km nördlich von Homme liegt direkt am Fluss Otra ein naturbelassener Stellplatz ausschließlich für Wohnmobile. Da es inzwischen aufgehört hat zu regnen und die Sonne wieder schien, verbachten wir den Nachmittag am und auf dem Fluss und die Nacht im Dachzelt.

Sanden Såre Bobilpark

Blick auf die Otra

Selbst an sonnigen Tagen sind die Abende und vor allem die Nächte mit Temperaturen im einstelligen Bereich doch recht frisch, und man ist froh über einen geeigneten Schlafsack und warme Kleidung im Dachzelt. Leute, die mit einem Wohnmobil unterwegs sind, haben da zweifelsohne ein deutlich höheres Maß an Komfort, aber definitiv weniger Abenteuer-Feeling.

Tag 12 – Auf nach Kristiansand und Lindesnes

Ein Blick in die Wetter-App zeigt, dass auch für den Süden Norwegens in den nächsten Tage Regen angesagt ist während in Norddeutschland bei 30 Grad die Sonne scheint. Also fuhren wir kurzerhand nach Kristiansand, um ein Ticket für die Fähre nach Hirtshals zu kaufen. Da die Fähre erst am nächsten Morgen fährt, und wir keine Lust haben, unsere letzte Nacht in einer norwegischen Großstadt zu verbringen, sind wir erst weiter nach Mandal gefahren, wo wir im Provianten eine Kleinigkeit gegessen haben. Das Restaurant überzeugte durch eine sehr angenehme Atmosphäre und wirklich gutes Essen, was in Norwegen nicht immer unbedingt der Fall ist. Anschließend folgten wir der Küste weiter nach Westen auf der Suche nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit. Da die Küste hier sehr dicht besiedelt ist, und die Campingplätze zum Bersten voll waren, haben wir uns am Ende dann für ein Hotel in Lindesnes direkt am Hafen entschieden. Noch während der Nacht stellte sich heraus, dass die Entscheidung goldrichtig war, denn es fing wieder an in Strömen zu regnen und zu stürmen.

Tag 13 – Bye bye Norwegen

Um 14 Uhr verlässt die Fähre Kristiansand und ist 6 Stunden später in Hirtshals. Von Hirtshals geht es in der Nacht direkt weiter nach Sankt Peter Ording, wo wir schlussendlich noch ein paar Tage am Strand liegen und Sonne tanken konnten. Nun ist Sankt Peter nicht auf den Lofoten, aber so bleiben diese zumindest ein Reiseziel, auf das ich mich jetzt schon freue.

0 Kommentare