Hunter Gather Cook – Outdoor Kochkurs in England

von | Juli 11, 2019 | Reisen

Ein Kochkurs? In England – seriously? Ja, denn es ist nicht irgendein Kochkurs, sondern ein Outdoor-Kochkurs der besonderen Art. Mitten im Wald, nördlich der südenglischen Ortschaft Lewes, liegt das “Tree House” von Nick Weston (50°56’6″ N 0°1’13“ E). Im oberen Teil des Stelzenbaus befindet sich eine rustikale Tafel mit Sitzbänken, die rund 20 Personen Platz bietet. Im unteren Teil befindet sich ein großer Arbeitstisch sowie das Herzstück – die Outdoorküche mit dem Lehmofen und einer zusätzlichen, großen Feuerstelle zum Kochen, Grillen und Garen.

In Empfang genommen werde wir – eine Gruppe von 19 Personen – um 10 Uhr von Nick auf dem Hof der Farm, zu der der Wald gehört in dem sich das Hunter Gather Cook HQ befindet. Nach einem kurzen Fußmarsch durch Wiesen, vorbei an einem See, über einen Bach und durch das Unterholz, kommen wir am “Tree House” an. Zur Begrüßung gibt es Schoko-Cookies und frisch gebrühten Kaffee – stilecht zubereitet auf dem offenen Feuer versteht sich. Nick stellt sich und sein 4 köpfiges Team vor und gibt einen Ausblick, was uns den Tag über erwartet und was auf der Speisekarte steht. Erwartungsgemäß gibt es Wild und Fisch sowie frische Kräuter und Gemüse. Die “Plat du Jour” findet man weiter unten in den Bildern.

Richtig los geht es dann mit der ersten Runde Kräutersuchen, denn als Hauptgericht steht Wildkaninchenfilet u.a. mit Brennnesselbratlingen auf der Speisekarte. Also heißt es Latexhandschuhe anziehen und ab in die Brennnesseln. Geerntet werden nur die Spitzen von Pflanzen, die noch nicht blühen, also lediglich die frischen, feinen Blätter. Dave Fennings ist der Miraculix im Team von Hunter Gather Cook und hat ein wirklich beeindruckendes Fachwissen über Pflanzen wie sich schnell herausstellt. Dave wird uns den Tag über bei insgesamt 3 Kräutersammeltouren begleiten und anleiten und ein wachsames Auge auf unsere Ernte werfen, dass sich bloß nichts ungenießbares oder gar giftiges in das Essen verirrt.

Als Nächstes muss jeder eines der Wildkaninchen küchenfertig machen, die am Morgen frisch geschossen wurden. Nick zeigt Schritt für Schritt, wie man dies am besten bewerkstelligt. Zuerst werden die verbliebenen Innereien (Herz, Lunge und Leber) herausgelöst, denn der Darm und die Blase wurden schon vom Jäger aus hygienischen Gründen direkt entfernt. Danach werden die Füße und der Kopf abgeschnitten, um es dann aus dem Fell zu schlagen. Anschließend wird das nun ziemlich nackte Kaninchen zerteilt, um an das Filet und die Keulen zu kommen. Für viele aus der Gruppe ist es offensichtlich das erste Mal, dass sie ein Tier quasi “komplett” selber küchenfertig machen und damit ein echtes Highlight. Back to the roots liegt ja gerade voll im Trend und Nick trifft mit seinem Konzept den Nerv der Zeit.

Danach geht es ein weiteres Mal mit Dave auf Kräutersuche. Dieses Mal sammeln wir Wicke, Schafgarbe und Wiesen-Sauerampfer. Außerdem nehmen wir noch Glöckchen-Lauch mit, dessen Blüten sich als essbare Dekoration eignen und Echtes Mädesüß, das als pflanzliches Aspirin® gilt, sowie Wiesen-Bärenklau, aber bitte nur die jungen Pflanzen!

Das Sammeln von essbaren Pflanzen und Kräutern hat durchaus seinen Reiz, doch man sollte wirklich wissen, was man da pflückt und zu sich nimmt. Zum Beispiel sehen sich Gefleckter Schierling und Fenchel ziemlich ähnlich. Beides sind Gewächse aus der Familie der Doldenblütler, und während das eine hervorragende Heilwirkungen hat, bringt einen das andere sicher unter die Erde. Sokrates lässt grüßen. Doch nicht immer ist gleich die ganze Pflanze giftig, so zum Beispiel kann man die Früchte der Eibe essen, lediglich die darin enthalten Kerne nicht. Auch sollte man davon Abstand nehmen, seine Nahrung über einem Feuer aus Eibenholz zuzubereiten. Daves Ausführungen zuzuhören ist super spannend und höchst informativ, und für mich definitiv eines, wenn nicht sogar das Highlight des Tages.

Wieder zurück am Treehouse gibt Nick eine Einführung in das Kochen mit offenem Feuer und die Funktionsweise des Lehmofens. Eigentlich war geplant, den Lachs auf dem Kräuterbett am Lagerfeuer zuzubereiten, aber ein Gewitter mit einem ordentlichen Regenguss zwingt zu einer Planänderung, so dass der Lachs dann am offenen Feuer in der Outdoor-Küche von Nick und seinem Team gegart wurde.

Aus Platz- und Sicherheitsgründen können die Teilnehmer selber nicht aktiv am Grill und Lehmofen mitwirken sondern lediglich zuschauen, aber das schmälerte das Erlebnis in keiner Weise. Fairerweise muss man betonen, dass Nick und sein Team hervorragende Köche sind, die es verstehen, auf einfachste Weise auf höchstem Niveau zu kochen. Jeder der 4 Gänge war ein echter Gaumenschmaus und ein unvergleichliches Geschmackserlebnis, das ich in der Form so noch nicht erlebt habe.

Nach dem Essen wird es dann noch mal heiß, denn wer mit Feuer kochen will, der sollte auch in der Lage sein, eines mit einfachsten Mittel zu entfachen. Dazu bekommen wir Stroh und einen Feuerstahl [*] in die Hand gedrückt und dürfen zeigen was wir können – oder eben nicht. Wie so vieles, sieht es auf den ersten Blick total einfach aus, ein Strohknäuel mit einem Funken zu entzünden. Probiert man es dann aber selbst, stellt man schnell fest, dass es ein wenig Übung und im wahrsten Sinne des Wortes eines langen Atems bedarf, um aus einem Funken ein Glutnest und daraus eine Flamme zu entfachen. Doch am Ende haben es alle geschafft und riechen, als hätten sie einen Waldbrand gelöscht.

Zum Abschied gibt es noch eine Einführung wie man mit einem Soda-Siphon einen Infusion Cocktail zubereitet und dazu Gespräche in lockerer Runde. Gegen 16:30 Uhr begleitet man uns dann zurück zur Farm und zum Parkplatz. Alles in allem war es ein äußerst inspirierender und lehrreicher Tag, der mir sicherlich noch lange in lebhafter Erinnerung bleiben wird.


Buch Tipp

Wer nun Lust und Appetit bekommen hat, dem sei wärmstes das Kochbuch [*] von Nick Weston zur Hunter Gather Cook Outdoorküche empfohlen.


Links:

Hunter Gather Cook – Website

Hunter Gather Cook – Instagram

Dave Fennings – Instagram


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