Nachdem ich Ende letzten Jahres zu Gast im Baumhaus-Hotel Solling war (den Blogpost dazu findest du hier), ging es dieses Mal in das Baumhaus-Hotel Robins Nest. Das Gelände, oder besser gesagt der Wald mit den Baumhäusern, befindet sich südlich von Göttingen nicht weit entfernt von der A7 und fast direkt auf der Grenze zwischen Niedersachsen und Hessen. Das Schloss Berlepsch befindet sich in unmittelbarer Nähe und bietet eine eindrucksvolle Kulisse.
Die 5 urigen Baumhäuser befinden sich an einem Nordhang in einem Buchenwald und sind einfach über einen großen Parkplatz direkt zwischen Schloss und Baumhaus-Hotel zu erreichen. Direkt am Parkplatz befindet sich die Rezeption, die aber im Winter geschlossen zu sein scheint. Wir betreten das Gelände durch ein großes Tor und laufen direkt auf das Restaurant zu, wo wir dann auch von einer Mitarbeiterin begrüßt und in Empfang genommen werden und den Schlüssel zu unserem Baumhaus erhalten. Nach einer Tasse Tee mit Blick durch das große Panoramafenster über den Löschwasserteich auf dem eine einsame Ente dümpelte und das Schloss, zogen wir los, um unsere Unterkunft in Augenschein zu nehmen. Wir hatten das Korkhaus gebucht, das sich in einer Höhe von ca. 5 Metern zwischen 3 Buchen befindet. Das Baumhaus verfügt über einen eigenen Balkon mit einer kleinen Bank, die im Sommer sicherlich einen wundervollen Platz zum Verweilen bietet. Ausgestattet ist das Haus mit einem Doppelbett und zwei darüber abgehängten Einzelbetten, die über kurze Leitern bestiegen werden können. Ein kleiner Tisch und 2 Holzbänkchen bieten Ablage und Sitzgelegenheit. Ein großes und 2 kleinere Fenster lassen viel Licht in den Raum, und eine kleine mobile Elektroheizung sorgt für wohlige Wärme an kalten Tagen. Neben dem Wohn- & Schlafraum gibt es noch einen weiteren kleinen Raum, in dem sich ein Wasserspender, eine Waschschüssel und die Komposttoilette befindet. Fließendes Wasser gibt’s keins, und eine Dusche oder gar Badewanne sucht man somit vergebens. Aber was hätten die auch in einem urigen Baumhaus verloren? Dafür gibt es Strom, Licht und – Gott sei Dank – eine Steckdose. Wer braucht schon fließendes Wasser? Hauptsache das Handy geht nicht aus. Wäre ja nicht auszuhalten so mitten in der Natur. Ein Dusch- und Sanitärhaus befindet sicher gerade im Bau, und bis das fertig ist bietet das Schloss Berlepsch eine Duschmöglichkeit im Bereich der öffentlichen Toiletten.
Die Baumhäuser sind wirklich außergewöhnlich und man sieht, dass sie mit viel Liebe zum Detail gebaut wurden. Ob es die Türgriffe aus urig gewachsenem Holz oder die alten Fenster mit ihren bunten Butzenscheiben oder die Handläufe an den Treppen aus grob bearbeiteten Ästen sind, überall hat das Auge etwas zu entdecken. Auf dem Gelände gibt es Feuerschalen mit Sitzgelegenheiten, an denen man abends (und bei geeignetem Wetter) mit Sicherheit eine tolle Zeit haben kann. Doch jetzt im Januar bei einstelligen Temperaturen und Nieselregen, lud der Außenbereich einfach nicht zum Verweilen im Freien ein. Und so verbrachten wir den Rest des Nachmittags damit, die nähere Umgebung zu erkunden. Vor allem brauchten wir etwas zu essen, und in Witzenhausen sollte es ein Café geben, das unter anderem ein paar vegane Gerichte auf der Speisekarte hat, leider waren die aber schon alle ausverkauft. Gott sei Dank ist Göttingen nur ein paar Kilometer entfernt, und wo es Studenten gibt, da muss es doch auch vegane Restaurants geben. Gibt es sicherlich auch, aber da wir kurz vorm Verhungern waren, und die Webrecherche nicht ad hoc überzeugende Ergebnisse lieferte, fiel die Wahl auf ein indisches Restaurant. Immerhin gab es da leckere vegane und vegetarische Gerichte.
Die Nacht im Baumhaus war eigentlich recht ruhig, abgesehen von unseren Nachbarn, die nachts um halb drei mit viel Gewese und unter erheblichem Palaver die Treppe zu ihrem Baumhaus hochliefen. Da muss ich sagen, hätte man sich gewünscht, dass die einzelnen Baumhäuser mehr Abstand untereinander hätten. Liegt man dann wach, hört man wie der Wind durch das Astwerk der Bäume rauscht und die Balken des Hauses zum Knacken bringt. Irgendwann trappelte ein Tier über das Dach, aber das Prasseln des einsetzenden Regens ließ einen dann bald wieder einschlafen.
Am nächsten Morgen erwartete uns ein leckeres Frühstücksbuffet im Restaurant. Wir hatten das Glück die ersten Gäste zu sein und konnten in Ruhe frühstücken. Als dann die anderen so peu à peu eintrudelten, machten wir uns schon wieder auf den Weg gen Heimat.
Fazit: Im Großen und Ganzen hat es uns ganz gut gefallen. Ein paar Details ließen sich allerdings noch optimieren, um den Gesamteindruck positiv abzurunden. Zum Beispiel fehlte zur Begrüßung eine kurze Einweisung wo was ist und wie das mit dem Duschen und eventuell der Sauna funktioniert. Die Mitarbeiterin, die an dem Tag da war, konnte kaum Deutsch und auch kein Englisch. Ist ja auch überhaupt nicht schlimm, wenn man dann einen Flyer mit den nötigen Infos hätte. Dann könnte man vielleicht im Winter die Heizung wenigstens ein bisschen anzustellen, so bekommt man gleich einen ganz anderen ersten Eindruck wenn man das Haus betritt. Auch eine Flasche Wasser, ein Wasserkocher und ein paar Beutel Tee und Instantkaffee wären eine nette, kleine Geste der Gastfreundschaft. Zu dieser Jahreszeit wirken viele Dinge natürlich per se etwas trist – gerade im Außenbereich. Doch wenn Schafsfelle auf Bänken im Regen liegen und klatschnass sind, bekommt das fast einen etwas lieblosen oder gleichgültigen Touch. Und auch im Restaurant hätte man morgens vor dem Frühstück noch die zerknüllten Servietten vom Vorabend entfernen, den Mülleimer voller Papierhandtücher auf der Toilette leeren und vielleicht auch einmal die gröbsten Krümel am Boden wegfegen können.
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